Auf einen Raki nach Kreta

momoinno
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Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Alle zwei Jahre lassen uns unsere Frauen für eine Woche losziehen und so muss sich das Abenteuer intensiv anfühlen um für weitere 2 Jahre zu halten, koste es was es wolle…natürlich im Rahmen des vorhandenen Budgets. 2022 belief die Tagesmiete einer abgeranzten Honda Tornado 250 ohne funktionierenden Tacho dafür aber mit diversen ausgeschlagenen Lagern in Marokko / Marrakesch rund 48€. Im Rahmen der Preisrecherche Anfang 2024 für die folgenden Herbstferien wollte der gleiche Anbieter für die selben Motorräder 70€ / Tag…er nannte das Inflation…kennt man ja in Deutschland auch, war seine Erklärung. Daraufhin begab ich mich auf die Suche nach Alternativen. Ein wenig exotisch sollte es sein, aber nach Möglichkeit nicht teurer als zuletzt und wiederum nach Möglichkeit kein Abflughafen mehr außerhalb eines 2,5 Stunden-Anfahrtsradius...2022 waren es über 6 Stunden nach Mailand. Über die Türkei, Spanien, Portugal, Sardinien oder Korsika, landete ich zu Guterletzt auf Kreta. Günstige 45€ Tagesmiete für eine Kawasaki KLX250S in – lt den Google Rezensionen – gutem Allgemeinzustand. Die Flüge für uns drei Brüder und unseren Vater gab es ab Basel mit weniger als 2h Anfahrt für knapp über 200€ pro Nase inkl Gepäck und so ging’s Ende Oktober an einem Sonntag mittag für eine Woche los. Die Helme waren im Mietpreis inbegriffen, so dass wir das Aufgabegepäck mit den Motorradklamotten vollstopfen und den Flug in „Zivilkleidung“ genießen konnten….nur die Motorradstiefel waren am Mann.
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Nach einem zeitlich erträglich langen Flug von rund 2,5 Stunden kommen wir gegen 18.30 Ortszeit, zu der Jahreszeit leider schon bei Dunkelheit, in Heraklion an. Der Motorradvermieter hat sich schon vor dem Flughafengelände mit unseren 4, für Miet-Enduros ausgesprochen gut dastehenden KLXn postiert, so dass wir nach nur 30min inkl Umziehen auf dem Gehsteig, direkt losfahren können. Allerdings nur 2km weit….unser Hotel ist direkt ums Eck, so dass wir nicht bei Dunkelheit auf unbekanntem Terrain ewig fahren müssen. So können wir uns zeitnah dem Abendessen widmen…neben den landschaftlichen Reizen einer DER Hauptgründe für die Wahl nach Kreta zu fliegen. Das Essen ist okay aber keine Offenbarung dazu durch die Lage direkt am Flughafen und der Hauptausfallstraße noch leicht erhöht im Preis….egal, wir sind gesättigt und freuen uns auf den nächsten Tag.


Dieser beginnt standesgemäß mit Nana Mouskouri’s „Guten Morgen Sonnenschein“ und treibt so auch die letzte Schlafmütze aus den Federn. Nach einem schnellen Tee packen wir unsere Sachen und reiten bei Morgensonne und milden Temperaturen durch Heraklion auf der Suche nach einem Frühstück. Dieses finden wir erst nach rund einer Stunde im etwa 20km südlich von Heraklion liegenden „Agios Myronas“ am Dorfplatz in Form eines Espressos bzw Schoki, kombiniert mit irgendeiner zuckrigen Backware…lecker. Wir decken uns im Tante-Emma-Laden gegenüber noch mit Wasser ein und beginnen den ersten Schotterabstecher der Tour durch den Gebirsgzug „Priochi Gournas Dimos Krousona“. Die Schotterpiste führt unschwierig aber nicht anspruchslos durch eine Schlucht mit herrlichen Blicken auf die umliegenden Berge, die mit ihrer Kargheit durchaus mit Marokko zu vergleichen sind….hier fühlen wir endlich wieder das Abenteuer und die Abgeschiedenheit. Wir erreichen eine Hochebene die den Blick nach Norden bis zum Meer freigibt – sind ja auch nur rund 20km Luftlinie, wie fast überall auf Kreta. Im Gegensatz zur vorherigen Tour in Marokko bei der wir im Gelände zwischen 200-300km / Tag zurückgelegt hatten und abends entsprechend fertig waren, werden es dieses Mal maximal 120km / Tag sein, so dass wir uns schön Zeit lassen und hier und da auch ungeplante Abstecher ins Visier nehmen können.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

So auch als wir gegen Mittag auf der Karte des Smartphones die „Idäische Grotte“ in der Nähe erblicken und uns kurzerhand dazu entschließen entgegen der geplanten Routenführung, die uns in einer Schleifen nach Norden führen würde, nunmehr nach Süden auf die Nida-Hochebene zu fahren, die jedem Italo-Western gut zu Gesicht stehen würde. Wir rechnen jeden Moment damit, dass irgendwo Bud Spencer und Terence Hill auf uns zureiten während wir über eine Lehmpiste der „Idäischen Grotte“ entgegen fahren. Diese auch als „Zeushöhle“ bekannte Grotte soll der Legende nach, dem jungen Zeus als Schutz vor seiner Ermordung durch den eigenen Vater Kronos gedient haben….erster Tag und direkt Kulturprogramm, sensationell! Die Grotte selbst ist nicht mehr als ein überdimensionaler Felsüberhang mit jeder Menge Vogelkot auf dem Boden, dafür immerhin kostenlos und ein netter Pausenplatz...dass die Asphaltstraße hier hinauf mit freundlicher Unterstützung der EU finanziert wurde ist ein nebensächlicher Fakt.
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Der Abstecher lohnt sich aber allein aufgrund der Nida-Hochebene! Laut Karte brauchen wir nicht den ganzen Weg zurück fahren, sondern können eine in nord-westliche Richtung verlaufende Abkürzung in ein Nebental nehmen…das sieht verlockend aus und so starten wir direkt wieder über eine Schotterpiste, die uns auf einen namenlosen aber immerhin mit einer mächtigen Antennenstation bestückten Aussichtspunkt bei Koordinaten 35.224752292641625, 24.8255744149175 bringt. Bevor wir die Straße im Nachbartal erreichen kommt jedoch Spannung auf durch eine selbst für Geländewagen unmöglich zu passierende Passage, die durch große Felsblöcke blockiert wurde und die Umfahrung wiederum steil und steinig ist.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Mit den Enduros kommen wir mit gegenseitiger Hilfe durch und fahren talabwärts gen Norden nach „Kalyvos“ wo sich nunmehr die Frage auftut die Tagestour „abzubrechen“ und das morgens gebuchte Hotel an der Nordküste direkt anzufahren oder einen weiteren Schotterabstecher in den Tourenverlauf einzubauen. Da es noch ausreichend früh ist, nehmen wir die geschotterte 30km Passage noch unter die Räder, die viel fahrerische Abwechslung bietet und dazu herrliche Ausblicke über den Norden bis Rethymno. Wie den ganzen Tag schon, wenn wir auf Schotter unterwegs sind, kommt uns auch hier niemand entgegen, von Verbotsschildern ist weit und breit nichts zu sehen…es fühlt sich gut an hier zu fahren, kein Gefühl davon etwas verbotenes zu tun wie es in unseren Breitengraden der Fall wäre sobald man das Asphaltband verlässt! Dafür schleichen sich so langsam Sorgen ab der Restreichweite unserer 7 Liter-Tanks ein von der ich mich trotz besseren Wissens doch anstecken lasse. Auf den Berg-Ab-Passagen lassen wir es mittlerweile motorlos rollen bis wir die Straße und kurz darauf eine Tankstelle erreichen. Die Zapfsäule attestiert uns einen Verbrauch von unter 5 Litern und damit einer Restreichweite von deutlich über 50km. Die verbleibende Wegstrecke bis zum Hotel cruisen wir auf kleinen Straßen durch die Hügellandschaft, uns steigt immer wieder der Duft von Oliven-Öl-Farmen in die Nase, herrlich! Im Hotel angekommen springen wir direkt in die Badehose und mit jener auf eine Abkühlung ins Meer…ein gutes Bild für zuhause. Dass der Weg ins Wasser ausschließlich mit Steinen gespickt und entsprechend schmerzhaft ist, müssen wir ja keinem erzählen, ebenso wenig von dem im Wasser schwimmende Algenzeug das überall klebt. Zurück im Zimmer wird die Jagd aufs Abendessen eröffnet mit der Erkenntnis, dass außerhalb der Touri-Saison mehr Restaurants geschlossen als geöffnet haben und man nicht ganz so wählerisch sein darf. Dennoch werden wir wieder mit verschiedensten Vorspeisen verköstigt und bekommen Lamm zur Hauptspeise…das Essen ist auf jeden Fall deutlich abwechslungsreicher als in Marokko, ein klarer Pluspunkt.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Das im Zimmerpreis enthaltene Frühstück das keine Wünsche offen lässt genießen wir direkt am Meer, keine 10 Meter von der Brandung entfernt…so kann der Tag beginnen! Frisch gestärkt packen wir zusammen und wollen in Richtung des Klosters Arkadi fahren, dessen Besuch allerdings nicht auf dem Plan steht – unsere Portion Kultur hatten wir bereits am Vortag erledigt – sondern den Einstieg in eine weitere Schotterpiste suchen. Zuvor ereilt uns jedoch ein weiteres Kapitel des „Schlüsseldramas“…ich bin mir sicher dass ich diesen abends zuvor in die Hosentasche gesteckt und den Reißverschluss zugezogen habe. Der Reißverschluss ist auch zu aber der Schlüssel nicht in der Tasche….also in voller Montur zurück ins Zimmer und alles auf links drehen – negativ. Gepäck wieder auspacken und durchforsten– negativ. Leibesvisitation bei allen Mitfahrern – negativ. Ich könnt verrückt werden….wo ist das Ding? Vor lauter Schweißausbrüchen entledige ich mich meiner Motorradhose, aus Verzweiflung wird auch diese nochmals abgetastet….und siehe da: Der Schlüssel ist durch ein kleines Loch in der Hosentasche ins Zwischenfutter der Hose gefallen und hat sich im Hosenbein unsere Suchaktion mit angesehen, sich dabei vermutlich köstlich amüsiert. Mit einer Verzögerung von nur 30 Minuten können wir dann endlich gegen 10 Uhr abfahren.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Die anvisierte Schotterpiste führt uns auf eine kleine Hochebene bevor sie uns durch ein malerisches Tal hinaus in eine Hügellandschaft mit schönen Ausblicken in Richtung Westen und auf den Potamoi Stausee führt. Die heutige Etappe soll uns in nur 60km Luftlinie über kleine Feldwege an die Südküste Kretas führen, so dass wir uns wieder Zeit lassen können und jetzt zur Mittagszeit eine kleine Pause in der direkt an der Straße liegenden Taverne „ΤΑΒΕΡΝΑ ΦΡΑΓΚΟΓΙΩΡΓΗΣ“ gönnen. Es gibt eine Portion Tzatziki mit Oliven für alle und etwas zu trinken, im Anschuss pflücken wir uns ein paar Kaktusfeigen am Straßenrand für den Nachtisch, die mein Bruder ohne dass ich die Dinger in die Hand nehmen muss in meinen kleinen Tankrucksack bugsiert. Meine Handschuhe scheinen den unfassbar fiesen und feinen Dornen der Feigen nicht standzuhalten, so dass bei jeder Berührung die fast nicht sichtbaren Dornen stecken bleiben und wiederum bei jeder Berührung schmerzen.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Wir biegen zeitnah wieder vom Asphaltband auf einen Feldweg ab der sich nach mehreren Viehgattern bald in einen Single-Trail verwandelt und durchaus anspruchsvoll ins nächste Tal führt, in dem wir uns nach einigen Kilometern an einer verlassenen Kapelle eine weitere Pause gönnen. Aus den im Vorhof aufgestellten Bienenkästen versucht mein Bruder einige Honigwaben zu entwenden, wird aber umgehend von den aufgebrachten Bienen attackiert und lässt dadurch von seinem Vorhaben ab, so dass wir genug Zeit haben uns einer Gottesanbeterin die sich unsere Neon-Westen genauer anschaut, zu widmen. Zum Glück haben wir noch die Feigen zum Essen, sonst hätte sich mein Bruder nach der Honig-Niederlage ersatzweise an dem Insekt verköstigt.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Eigentlich würde jetzt noch ein Abstecher auf den rund 1.200 Meter hohen „Omanite“ über endlos viele Schotter-Serpentinen anstehen, es ist jedoch schon spät und wir haben noch die Abfahrt ans Meer nach „Frangokastello“ über eine Schotterpiste vor uns, so dass wir von dem Vorhaben ablassen. Das stellt sich auch als die richtige Entscheidung heraus, da die Piste durch ihre Wegführung entlang am senkrechten Fels aber noch mehr durch den extrem starken Wind, sehr anspruchsvoll ist und die vorhandene Restkonzentration mehr als fordert. Diese Querung kann es hinsichtlich Spannung mit ziemlich jeder alten Militärstraße in den Alpen aufnehmen! Das gebuchte Hotel ist nach Erreichen der Teerstraße schnell erreicht und nach so nutzen wir die restlichen Sonnenstrahlen für ein ausgiebiges Bad am Sandstrand bei deutlich angenehmeren Wassertemperaturen als tags zuvor an der Nordküste…das Ganze wird sogar so dekadent, dass wir per Whattsapp-Video-Anruf die Zuhause-gebliebenen daran teilhaben lassen. Nach einer schnellen Dusche gönnen wir uns im nahen Strandrestaurant eine Auswahl feiner Grillspezialitäten bevor wir nach einem kleinen Spaziergang ins Bett gehen….der nächste Tag wird uns wieder fordern.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

In der Nacht hatte es ordentlich gewindet, wenn nicht sogar gestürmt so dass alle Kleidungsstücke wieder trocken waren, hatten wir diese abends zuvor einem Waschgang unterzogen, der den Generalplan meines Bruder eine Unterhose die ganze Woche ungewaschen zu tragen glücklicherweise vereitelte. Nach einem ausgiebigen Morgenbad im Meer haben wir uns für s Frühstück eine Bäckerei im nahen Ort auserkoren, die wir jetzt aufsuchen. Mehrere Espressos und Süßteile später sind wir wieder auf der Straße die uns entlang der Küste nach Osten führt, können die Fahrt jedoch nur bedingt genießen aufgrund des noch immer sehr starken Windes der uns immer wieder aus dem Hinterhalt von der Straße schieben will. Ab dem Küstenort „Plakias“ verlassen wir die direkte Küste und begeben uns auf wieder auf kleine Feldwege teils auf Asphalt, teils auf Schotter die sich immer an den Bergen und Hügeln entlangschlängeln. Die Olivenernte scheint begonnen zu haben, wir sehen immer wieder Bauern die die Bäume meist per Handarbeit ernten. An der antiken „Preveli Brücke“ legen wir eine Trink-Pause in der Taverne ein bevor es über weitere Schotterpisten gen Westen gehen soll, wäre es nur etwas wärmer würden wir vermutlich in das glasklare Wasser des angestauten „Megalopotamos“ genannten Flusses hüpfen. Mehrere Geländewagen passieren während wir hier im Schatten sitzen, die Pauschaltouristen eine entsprechende Tour bieten…das Ganze lässt auf schöne Wege hoffen. Allerdings tun wir uns schwer den Einstieg zu finden, landen zuerst in einer Sackgasse in einem Olivenhain, anschließend suchen wir erfolglos den Abzweig am weiteren Straßenverlauf bevor wir abbrechen und einfach weiter fahren.
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Die folgenden Kilometer wechseln sich Asphalt und Schotter ab, geeint immer mit herrlicher Aussicht auf das Meer aber auch weiterhin mit starkem Wind. Auf einer Schotter-Auffahrt irgendwo im Nirgendwo rund 10 km vor Agia und mindestens 2-3km hinter der letzten Ansammlung von Häusern, bleiben meine Mitfahrer plötzlich zurück. Im ersten Moment gehe ich von einem Sturz aufgrund des heftigen Windes auf losem Untergrund aus und drehe um, nach dem Rechten sehen. In einer Kehre stehen alle mit ratlosen Gesichtern, die KLX des Honigdiebs nimmt kein Gas mehr an….Karma!? Der Gaszug scheint gerissen zu sein, wir haben jedoch trotz einer Grundausstattung weder das passende Werkzeug noch das passende Ersatzteil dabei und sind hier mitten im Gelände recht ratlos. Der Anruf beim Vermieter ist ernüchtern, er ist gerade irgendwo auf der anderen Inselseite mindestes 4-5 Stunden Fahrzeit entfernt, wir sollen versuchen uns „durchzuschlagen“. Mit experimenteller Schiebe- und Ziehtechnik bekommen wir die havarierte KLX nach rund 20min zurück zu den letzten Häusern, beim erstbesten klingle ich den Hausbesitzer heraus, der uns bereitwillig einen passenden Schraubenzieher ausleiht. Nach Entfernen der Griffhülse bestätigt sich der Anfangsverdacht, der Öffner-Gaszug ist 3cm unterhalb des oberen Nippels gerissen, ein Umhängen auf den Schließergaszug fällt jedoch aus da wir die Abdeckung an den Drosselklappen nicht geöffnet bekommen ohne die Schrauben rund zu nudeln. MacGyver ist gefragt: Der kretische Helfer durchsucht seine Garagenausrüstung und fördert ein Stück Draht zu Tage mit dem wir die beiden Enden miteinander verbinden…durch die Seilzugführung passt das Ganze nicht mehr, dafür nutzen wir Panzertape und kleben den Zug direkt außen an den Gasgriff, es sieht zwar unfassbar schlecht aus dafür funktioniert es umso besser und wir kommen anstatt zur nächsten Tankstelle sogar die 25km in die Stadt „Tymbaki“ in der es Motorradwerkstätten geben soll. Bevor wir losfahren spendiert unser Retter noch eine Runde Raki (nicht Ouzo!!!) und so fällt uns die Fahrt umso leichter.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Nach kurzer Suche finden wir eine Werkstatt, deren Inhaber signalisiert uns jedoch dass er geschlossen oder keine Lust hat…ab der Ausweglosigkeit unserer Situation lässt er sich dann aber doch dazu bewegen sich unserem Problem anzunehmen. Allerdings wird dieses nachdem die KLX auf der Hebebühne steht, erstmal noch größer, da der „Meister“ anstatt die Reste des Öffnerzugs, direkt den Schließerzug abzwickt. Nachdem er erfolglos versucht den Öffnerzug oben raus zu ziehen, mache ich ihn auf seinen Fauxpas aufmerksam…man sieht ihm an, was er gerade denkt…würd mir auch so gehen. Nach rund einer Stunde und dem Bezahlen von mehr als fairen 25€ inkl Trinkgeld, können wir weiter, unserem Tagesziel, der Hippi-Hochburg Matala entgegen fahren welches wir nach weiteren nur 30 Minuten erreichen. Matala endet als Sackgasse in einer Bucht, die Einfahrt in das Dorfzentrum ist jedoch zwischen 9 und 19 Uhr untersagt….unsere Unterkunft liegt aber irgendwo da drin. Wir holen uns das „Go“ zur Vorbeifahrt an der geschlossenen Schranke bei der Bedienung der naheliegenden Eisdiele….kann auch sein, dass sie ihrem Kollegen hinter uns zugenickt hat, egal….bis auf die grimmig dreinblickenden Touristen stört niemand sich niemand daran als wir unsere Enduros zwischen den Tischen und Stühlen hindurch steuern. Die Vermieterin unserer Wohnung, die auch einen der Hippi-Läden führt entdeckt uns direkt und folgt uns zur Einweisung. Nach einer Dusche und Klamottenwechsel stürzen wir uns in die engen Gassen und genießen ein leckeres Abendessen direkt oberhalb des kleines Strandes bevor wir in unsere Wohnung zurückkehren. Unser Vater hat noch nicht genug und geht nochmal raus, wir hoffen dass es nicht zu wild wird und er sich nicht in die Hippi-Kiff-Bude hinter unserer Wohnung begibt, deren Musik uns noch bis spät nachts unterhält.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Am nächsten Morgen ist er der Erste als wir uns für’s Frühstück fertig machen. Dazu laufen wir 30 Meter zur Bäckerei und gönnen uns dort frischen Orangensaft mit Süßteilchen und einen Espresso. Eigentlich wäre heute geplant weiter an der Küste entlang zu fahren aber der Wind soll weiter auffrischen, so macht es keinen Spaß, ist sogar gefährlich! Daher plane ich die Tour kurzerhand um und wir fahren in einem weiten Bogen ins Inselinnere um gegen Abend dann wieder ans Meer zu kommen wo die nächste Unterkunft auf uns wartet. Nach dem Ortschild von Matala geht es direkt in einen Feldweg, zuerst quer durch eine Müllkippe, dann durch Olivenbäume. So arbeiten wir uns quer über die nördlich von Matala liegende Mesara-Ebene, nicht ohne nochmal etwas Kultur zu tanken…in diesem Fall in Form der Besichtigung von „Agia Trias“ einer minoischen Ausgrabungsstätte. Das Gute ist, dass wir „von hinten“ über den Feldweg direkt an den Zaun fahren können um ohne vom Motorrad abzusteigen alles zu überblicken….2 Minuten Kultur reichen wieder für 2 Tage, höchst effizient! Als nächsten Stopp habe ich uns die hoch auf einem Fels thronende Kapelle „Όρος Κάρταλος“ ausgesucht, die nur über einen steilen Fußweg erreicht werden kann….Sport UND Kultur! Die Auffahrt zum Einstieg in den Fußweg führt wieder durch Olivenhaine und ist teilweise steil und ausgewaschen, gilt es doch in kurzer Zeit rund 600m an Höhe zu gewinnen. Oben angekommen werden die Enduros abgestellt und es geht per pedes weiter, bis wir nach rund 20min anspruchsvoller Wanderroute die Kapelle mit 360 Grad Rundumsicht erreichen…herrlich hier! Wir verdrücken einige Feigen, die wir unterwegs gesammelt haben und lassen uns vom Wind den Schweiß vom Aufstieg trocknen….hier gäbe es ebenfalls Bilder, die aber niemandem zumutbar sind.
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Zuletzt geändert von momoinno am Mo 20. Jan 2025, 20:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Ab hier halten wir uns wieder in östlicher Richtung immer auf kleinen und kleinsten ungeteerten Wegen, zwischen Olivenhainen hindurch, immer wieder gewürzt durch kurze aber knackige Steilauffahrten um eine weitere Hügelkette zu überwinden. Gegen Mittag durchfahren wir einen kleinen Weiler und beschließen an der einzigen Taverne anzuhalten. Eine Karte gibt es nicht, englisch spricht auch niemand, also werde ich kurzum in die kleine Küche geführt um auf Sicht das Essen auszusuchen bzw zu bestätigen, es gibt nur das eine Tagesmenü in Form von Hähnchenschlegel mit Kartoffeln in einer leckeren Tomatensauce. Genau die Form von Taverne, die man sich wünscht: Die Oma kocht und sonst sind nur Einheimische anwesend. Frisch gestärkt zieht es uns langsam wieder in Richtung Süden, der Küste entgegen. Nach einem Tankstopp nehmen wir die der Küste vorgelagerte Bergkette, dieses Mal auf Asphalt in Angriff bis wir unspektakulär den höchsten Punkt erreichen, von dem aus wir noch einen Aussichtspunkt anfahren bevor es runter ans Meer zu Unterkunft geht. Der Weg zum Aussichtspunkt ist über mehrere hundert Meter mit Steinplatten gefließt „sponsored by EU“, so oft wie man solche Schilder hier findet, kann man sich nicht erklären wie die Griechen auf die Idee des Grexit gekommen sind.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

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Die Sonne steht nur noch knapp über dem Horizont als wir nach „Tris Ekklisies“ einfahren und direkt am ersten Haus, links halten um unsere Wohnungsschlüssel abzuholen. Die Eigentümerin älteren Semesters kommt uns im Schlafanzug entgegen, nicht verlegen um einige Worte auf Englisch zu wechseln um herauszufinden dass wir irgendwie alle gleich aussehen. Die Auflösung sorgt für Erheiterung, sie gibt jedoch zu bedenken dass sie mit ihren 70 Jahren so etwas nicht mehr machen könnte – kein Wunder, der Alkohol hat seine Spuren deutlich hinterlassen, sie geht eher als 80 durch…wir schauen uns kurz verlegen an ob wir ihr das offenbaren sollen als es aus unserem Vater direkt herausbricht, dass er ja auch 70 ist. Die Dämme brechen, sie kann es nicht fassen, liegt ihm zu Füßen, küsst ihm die Hände, während sie unentwegt „Daddy, Daddy…“ stammelt. Mir wird es unheimlich, habe ich doch die Befürchtung dass wir uns gerade eine Stalkerin einfangen. Sowohl beim Abladen der Motorräder als auch beim Zeigen der Wohnung, ist sie uns näher als es einem lieb ist und legt die Hände auf die Schulter, dazu kommt es immer wieder aus ihr heraus „Daddy, Daddy…“. Irgendwie will sie nicht gehen, gibt sich dann aber doch zufrieden und verspricht uns dass wir uns nachher nochmal beim Essen sehen. Naja…wir schauen dass wir eine andere Taverne nehmen als die, die sie aufsuchen wird. Nach einer Runde Sonnenuntergang anschauen und duschen brechen wir auf zur Taverne mit der Feststellung dass es nur eine im Ort gibt, die geöffnet hat und natürlich auch unsere Vermieterin anwesend ist….herrlich – nicht! Auch hier steht sie bei uns, näher als es normal wäre und preist uns vor den anderen anwesenden Gästen. Als das Essen kommt lässt sie von uns ab mit dem Versprechen, dass sie uns morgen ein leckeres Frühstück machen wird…ob sie unsere Worte wahrnimmt dass wir seeeehr früh los müssen weil wir einen weiten Weg haben, wissen wir nicht.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Direkt nach dem Aufwachen haben wir alle einen inneren Drang schnellstmöglich aber leise unsere Sachen zu packen und auf den Enduros zu verzurren, so kommen wir heute schon um 8 Uhr los. Beim Vorbeifahren an ihrer Tür kommt sie wild gestikulierend bzw winkend heraus….ich schau nicht wirklich hin sondern gebe Gas um schon nach 300m wieder abzubremsen um auf eine Schotterpiste abzubiegen, die uns direkt an der Küstenlinie entlang führt. Wenig später gewinnt die Piste drastisch an Höhe und führt in Serpentinen die Steilküste entlang nach oben bis wir nach rund einer Stunde auf eine Straße treffen, die uns zu direkt zur nächsten Abfahrt wieder hinunter ans Meer führt…natürlich wieder auf Schotter. Der Wind ist heute wieder unangenehm stark, insbesondere auf losem Untergrund bei geringer Geschwindigkeit steigt der Adrenalinspiegel. An einem besonders steilen Stück an dem ausgerechnet der Wind auch noch auf Sturmniveau pfeift drückt es zuerst mich, dann meinen Vater von der Maschine. Im ersten Moment ab seinem Schrei gehe ich vom WorstCase aus, zum Glück war das unter der KLX eingeklemmte Bein nur verdreht aber nicht gebrochen, so dass er verärgert seine Enduro liegen lässt und den Weg davon stapft. Der Sturm tobt unentwegt, selbst zu Fuß bläst es einen um. Wir fahren seine KLX hinterher an einen etwas windgeschützteren Ort wo wir uns gemeinsam erstmal erholen und durchatmen, dazu einige Kekse verdrücken die uns etwas Energie bringen sollen….leider hatten wir bisher noch kein Frühstück. Der Krisenstab tagt aber es gibt nur zurück oder voraus…die ganze Diskussion findet bei ohrenbetäubendem Wind im Steilhang statt. Unten am Meer, dass wir im Kriechgang nach weiteren 20min erreichen ist immerhin der Wind schwächer, allerdings führt die Piste wieder nach oben….immerhin etwas besser ausgebaut als jene nach unten. Oben angekommen fahren wir ohne weitere Eskapaden zur nächsten Teerstraße und suchen nach einer Einkehr…zwei Stücke Pizza vom Bäcker, danach zwei Cola in der Taverna reichen um die Zuversicht zurück kehren zu lassen.
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Dennoch bleiben wir erstmal auf Teer und halten bei nächster Gelegenheit am Meer kurz vor „Kastri“ um ein Bad zu nehmen. Ich düse noch kurz in den nächsten Supermarkt, hole Kekse, Wasser und Cola und so gönnen wir uns rund eine Stunde Pause an einem herrlichen Strand bevor wir die restliche Tagesetappe in Angriff nehmen. Frisch gestärkt fahren wir über Amiras auf ein der Lasithi-Hochebene vorgelagertes Plateau von dem aus lt Google eine Straße zur Unterkunft nach „Males“ führen soll. Die Straße entpuppt sich als über 25km lange Piste, es ist bereits nach 15 Uhr und die Konzentration ist für den Tag schon aufgebraucht. Dennoch ist die Fahrt herrlich…es geht durch fantastische Landschaften, auch hier könnten uns jeden Moment Cowboys entgegen kommen. Es ist bereits 16.30 Uhr als die Sonne tiefer am Horizont steht bis wir wieder Asphalt unter unseren Rädern haben. Die Serpentinen und Kurven hinauf nach „Males“ ziehen sich nochmal, wir erreichen dann aber gegen 17.00 Uhr unsere Unterkunft „Villa Mala“, duschen, hoffen auf ein herrliches Abendessen und werden nicht enttäuscht! Wir bestellen die halbe Vorspeisekarte, teilweise auf gut Glück, zur Hauptspeise gibt es leckere Fleischspieße…fantastisch! Das Bier und der Wein schmecken gut, nur der Krug den der Chef des Hauses noch spendiert ist dann etwas zu viel des Guten. Wir sind fix und fertig und fallen ins Bett. Hier oben im Bergdorf ist absolute Ruhe, so dass wir wie Steine schlafen.
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momoinno
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Re: Auf einen Raki nach Kreta

Beitrag von momoinno »

Mit herrlichem Wetter und zum Glück weniger Wind empfängt uns der nächste Tag. Hier oben ist es deutlich frischer als unten am Meer, so dass wir das Frühstück gerne in der zugehörigen Taverna zu uns nehmen und nicht in Freien. Auch dieses lässt wie das Abendessen keine Wünsche offen. Packen, Umziehen, Aufsatteln und nur 2km später sind wir wieder auf Schotter unterwegs um die nördlich gelegenen Berge zu überqueren und eine Tankstelle zu suchen, die wir dann rund 1 Stunde später auch finden. Heute wollen wir in einem weiten Bogen über die Lasithi-Hocheben zurück zum gestrigen Badeort um dort die Nacht zu verbringen. Die Unterkunft buche im beim nächsten Stopp an einem Pausenplatz an der Straße von wo aus wir einen herrlichen Blick über die Bucht von Agios Nikolaos haben bevor wir in „Kritsa“ versuchen eine Abkürzung durch die engen Gassen zu finden, letztlich aber vor einigen Treppenstufen unter dem verständnislosen Blicks eines Herrn kehrt machen müssen…so war das auch nicht geplant. Anfangs über eine Teerstraße, kurz darauf folgend über eine Schotterpiste erreichen wir nach einer weiteren Stunde bei „Mesa“ den Talboden der Lasithi Hochebene, nur um nach wenigen Kilometern bei „Avrakondes“ wieder nach Süden in die Berge zu fahren.
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Und auch hier finden wir wieder eine atemberaubende Landschaft mit einer anspruchsvollen aber schön zu fahrenden Piste vor, auf der wir eine Ansammlung von Gänsegeiern beobachten können die nach einem majestätischen Gleitflug alle auf dem selben etwa einen Kilometer entfernten Felsen landen. Tags zuvor konnten wir in den zerklüfteten Bergen der Südküste neben Gänsegeier auch Bartgeier beobachten, die in den Aufwinden ihre Kreise zogen und eventuell auf einen Fehler unsererseits lauerten…das wären fette Happen geworden. Durch eine steile Schlucht verlieren wir in nur 1,5km Wegstrecke rund 200 Höhenmeter, das Gefälle in Kombination mit dem losen Geröll fordert Konzentration. Es gäbe hier noch weitere tolle Schotterabstecher aber wir wollen unser Glück zu dem Zeitpunkt nicht überstrapazieren und fahren auf direktem Weg die nächste Tankstelle nördlich von „Demati“ an. Von hier ab soll es aber wieder auf Schotter runter ans Meer gehen, geplant sind leichte Feldwege die sich aber alsbald als ausgewaschene und wenig bis nie befahrene Trampelpfade entpuppen. Dazu müssen wir gefühlt alle 100 Meter anhalten um Viehgatter zu öffnen und hinter uns wieder zu schließen. Wir kämpfen uns Meter für Meter oberhalb der Anapodiaris-Schlucht entlang, die ganze Aktion kostet deutlich mehr Zeit als erwartet, zum Glück hatten wir die zuvor geplanten Abstecher ausgelassen. Die Schotterpiste ist längst wieder in einen Trampelpfad übergegangen, der jedoch noch Reste von Zivilisation in Form eines angrenzenden Zauns, erkennen lässt. Nach über 1,5 Stunden anstrengender Enduro-Wanderung kommen wir wieder auf eine Piste, nur um 50 Meter später vor einem verschlossenen Tor zu stehen, das mit einer massiven Kette samt Vorhängeschloss gesichert ist. Wir beraten…die Enduros über den 2 Meter hohen Zaun bzw das Tor zu hieven ist unrealistisch, dann eher jede einzelne Masche des Zauns aufknöpfen. Zurück? Dafür ist es viel zu spät und wir sind viel zu fertig. Der Honigdieb grinst, er hätte da eine Option: Das Schloss aufbrechen! Wir sehen ihn leicht genervt an, eine Akku-Flex haben wir gerade nicht zur Hand. Dafür aber zwei Montiereisen für den Reifenwechsel, die er sich schnappt und nach nur wenigen Sekunden den Bügel des Vorhängeschlosses aufgehebelt hat…aja!? So einfach geht das?! Wir machen das nicht mit Freude, uns ist klar dass wir hier einen Schaden anrichten aber das war die uns am Besten erscheinende Option. Dass wir eine kleine Wiedergutmachung hätten hinterlassen können, kommt uns erst deutlich später beim Plausch während des Abendessens in den Sinn. Rund 45 Minuten später stehen wir wieder am Meer, beziehen unsere Unterkunft und gehen noch eine Runde baden bevor wir zum Abendessen in der Taverne „Morning Star“ einkehren. Hört sich touristisch an, ist es vermutlich auch, aber wie so oft die einzige Taverne die geöffnet hat. Das Essen ist dafür ausgesprochen gut, es gibt tagesaktuellen Fisch vom morgendlichen Fang, der direkt gegenüber der Straße auf offener Glut gegrillt wird. Abgerundet mit einem Raki geht es ins Bett.
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