Fragen zur Gebäudesanierung

Über was man sonst noch redet
harryguenter
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von harryguenter »

Einblasdämmung die Letzte:

so langsam haben sich die Nebelschwaden bei mir gelichtet. was mich dieses Thema alleine an Zeit und Nerven gekostet hat, kann man sich kaum vorstellen.

hier meine Erkenntnisse fürs Forum damit andere es ggfs leichter haben:

1. Durch weitere Dämmung der Außenwand (Einblasdämmung) verlagert sich der Taupunkt nach außen. Das Risiko der Schimmelbildung durch kondensierende Luftfeuchtigkeit im Haus nimmt ab, da die Wandoberflächentemperatur steigt. Bestehende Wärmebrücken können sich verbessern, müssen es aber nicht (je nach Konstruktion). Sie bleiben Schwachpunkte für Schimmelbildung. Beliebtsind da Fensterlaibungen und Geschossdecken. Bei Fensterlaibungen kann man von innen nachdämmen.

2. Neben Kondensat im Innern gibt es die Dampfdiffussion der wärmeren, feuchteren Innenraumluft durch die Wand nach außen. Erreicht dieser Dampf den Taupunkt kommt es zum kondensieren des Dampfes zu Wasser - im Mauerwerk, in der Dämmung je nachdem wo der Taupunkt gerade liegt. Der Taipunkt ist auch keine feste Stelle sondern variiert je nach Innenraumtemperatur und Feuchte sowie Außentemperatur und Feuchte. Durch Dampfsperrfolien auf der Wandinnenseite (unter Putz z.b.) kann man das unterbinden, dann muss es aber absolut dicht sein (Nachweis über blower-door Test) und darf auch im Nachgang nicht einfach so angebohrt oder aufgestemmt werden (gerne von Hand- und Heimwerkern praktiziert). Die nachträglich Anbringung ist für mich keine Option.

3. Wenn man die Dämmung verändert sollte eine Betrachtung des neuen Taupunktes und des Kondenswasserausfalls vorgenommen werden. Dazu gibt es die DIN 4108-3 (zuletzt von 2018).
Diese geht allerding davon aus, dass es 90 Tage lang draußen -5 Grad Celsius bei 80 Luftfeuchte ist und drinnen 20 Grad bei 55(50?)%

4. www.ubakus.de für die erste Selbsteinschätzung
Nach kostenloser Registrierung für Privatleute kann man dort den neuen Wandaufbau eingeben (Putz, Ziegel, Dämmung, Klinker/Putz, ...). Das ist mitunter mühselig die richtigen oder vergleichbare Materialen aus der Datenbank auszuwählen. Als Ergebnis erhält man den alten und neuen U Wärmedämmwert der Wand, die Angabe des Taupunktes (dazu auf dem Reiter ggfs. die DIN 4108-3) auswählen, sowie eine Enschätzung zur Armortisation der Maßnahme.

5. Verbraucherzentralen
Weil bei mir die Feuchteberechnung nach DIN negativ aber nach Webseiteneigener Berechnungsmethode (realistischere, regionalere Witterungen) positiv war habe ichmich per Kontaktformular an die Beratungsstellen der Verbraucherzentralen gewandt. Hierin habe ich den Wandaufbaubeschrieben aber nichts von den bisherigen Ergebnissen.
Ich bekam eine recht detaillierte Antwort die sich mit Pitts und Ubakus.de Aussagen deckte.
Sorry Pitt, das war kein Zweifeln an Dir, aber nachdem ich anfing an mir und meiner Verständnisfähigkeit zu zweifeln hatte ich angefangen möglichst viele Informationsquellen anzuzapfen.
Leider sind Forumsäußerungen die andere Fälle betreffen nicht geeignet das Thema zu verstehen und Berichte in Fachzeitschrift oft zu sehr verkürzt. Die Bibel hilft zwar, aber bei mir auch nur z.T.

6. Anbieter
Obwohl ich beiden Anbietern die ich angefragt hatte den Wandaufbau beschrieben hatte, hat mich keiner davor gewarnt, oder eine Berechnung nach DIN durchgeführt.

7. Fazit
Ubakus, VBZ und unser Berater-Pitt waren sich darin einig, dass es nach der Sanierung am Übergang zwischen neuer Einblasdämmung und Klinkerinnenseite zu Kondenswasserausfall kommen kann bzw. wird. Dieser könnte in den Sommermonaten wieder abtrocknen, wenn es nicht durch Schäden/Riss in der Fassade oder durch Schlagregen zu weiterem Feuchtigkeitseintrag in den Klinker kommt. Die VBZ empfiehlt dies mit regionalen Daten und nach Untersuchung der Wände von einem Bauingeneur genauer berechnen zu lassen (in Abweichung zur DIN). Pitt empfiehlt die Wetterseite bei der Einblasdämmung auszulassen.

8. weiteres Vorgehen:
Die Amortisation der Maßnahme liegt im übrigen bei 10-15 Jahren in meinem Fall, weshalb ich sie nicht einfach unter den Tisch fallen lassen möchte. Zudem ist sie ganz gut bezahlbar und hinterlässt im Innenraum keinen Dreck (gut ich rechne mit Staub und Co durch die Luftritzen da wohl mit ordentlich Druck gearbeitet wird).
Aktuell lasse ich meinen alten Herren nochmal mit der Webseite rumspielen (Bauherr des Hauses und Vermessungsingenieur) und habe mir von einem Bekannten eine Empfehlung für einen Berater/Ingenieur hier vor Ort geben lassen. Den werde ich mal als nächstes konsultieren und mit der Idee der 3 Seiten einblasdämmmung konfrontieren.
Generell bin ich gewillt das zu machen wenn das Risiko für die Bausubstanz klein bleibt.

Meister Obiwan-Pitt korrigiere bitte, falls ich was falsches oder missverständliches geschrieben habe.

harryguenter
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von harryguenter »

noch eine Erkenntnis der letzen Monate:
Jeder Energieberater hat offenbar ein Steckenpferd. Bei unserem Pitt ists scheinbar die Lüftungsanlage. Damit stehst Du aber nicht alleine, eine der Verbraucherzentralenberater die zu einem Online Vortrag geladen hatte schwärmte auch darüber bei jeder passendenund unpassenden Gelegenheit.

Dooferweise ist das der Part mit dem ich mich gerade am wenigsten anfreunden kann.
Viel Dreck durch Kernbohrungen in fast allen Wohnräumen ist nicht grad meine Traumvorstellung. Dazu die Geschossdeckendurchbrüche durch gefliesten Boden, mit Fußbodenheizung drunter und teilweise ohne Ersatzfliesen.
Das hatte ich vor 2 Jahren beim Wasserrohrbruch schon und bin seitdem gebranntes Kind..

Schaun mer mal...

Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Leev Padawan GuenterHarry,

die Macht du spüren musst.
Du ihr vertrauen sollst!

Ja, nee, soweit alles klar hinter der Klinkerwand.
Es ist auch immer gut, Zweit- und Drittmeinung
einzuholen. Lieber ein früh entdeckter Fehler, als
ein Bauschaden viele Jahre später.
Nur zur Klarstellung: Es gibt also 3 (drei!) Feuchte-
Quellen. Kondenswasser am Innenputz, Dampf-
Diffusion von innen nach aussen, und Regenwasser
von aussen nach innen.
Wenns mein Haus wäre, würde ich die Wetterseite
aussparen, die Füllseiten beobachten, und die Wetter-
Lücke evt. erst später DIY auffüllen. Gibt es zwei Dämm-
Stoffe zur Auswahl, dann denjenigen wählen, der mehr
DIY-geeignet ist (besser Rieselware als Einblasgedööns?).
Falls andererseits ein OK aus einem Referenzbau kommt
und/oder ein Sachverständiger Entwarnung gibt, dann
gerne auch gleich alles. Return-of-Investment von 15
Jahren klingt doch gut.

Mein Faible für Lüftung täuscht.
Da viele Sachen bei dir ja fix sind (1.1er-Glas, Keller,
aber Dach erst später oder garnicht), bleibt nicht viel
übrig für die "Grauzone".
Die Lüftung wird bisher nur zu oft übersehen.
Für 5.000 Euro gibt es wahlweise Solarthermie oder
Luft mit Wärmerückgewinnung. Die ST holt jährlich
200 Euro vom Himmel, die L-WRG holt aber 300 bis
400 Euro aus dem Wärmetauscher. Trotzdem gibt es
in D viel mehr ST als L-WRG in den Hütten.

Das Beispiel lässt sich endlos fortsetzen:
Meine Sickergrube (16 m3) als WW-Saisonspeicher
nutzen? Oder profan nur für Regenwasser? Ich nehm
Regenwasser, da die Kosten sehr gering sind, der Geld-
Ertrag alleine für WC-Spülung aber wesentlich höher
ausfällt als bei winterlicher Wärmenutzung. Erst recht
bei kommenden Dürrejahren.

May the fourth be with you,

Jedi-Pit
Den jährlichen Flug über den Indik (13 to. CO2) kann man weder
mit Eigenstrom-Auto noch mit Nullenergie-Haus kompensieren !!!

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Done #30
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Done #30 »

harryguenter hat geschrieben:
Mo 3. Apr 2023, 19:49
noch eine Erkenntnis der letzen Monate:
Jeder Energieberater hat offenbar ein Steckenpferd. Bei unserem Pitt ists scheinbar die Lüftungsanlage. Damit stehst Du aber nicht alleine, eine der Verbraucherzentralenberater die zu einem Online Vortrag geladen hatte schwärmte auch darüber bei jeder passendenund unpassenden Gelegenheit.

Dooferweise ist das der Part mit dem ich mich gerade am wenigsten anfreunden kann.
Ich sehe auch die Effektivität und damit Notwendigkeit einer gut durchkonzeptionierten Lüftungsanlage. Aber Schatzi wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine weitere Baustelle im Haus. Eigentlich müssten wir jetzt nochmal in die Vollen gehen, weil bei sowas darf man nicht klecken, da muss geklotzt werden. Nach mehreren Sanierungsaktionen, zwischendrin einem Dachstuhlbrand, Umbauten, Renovierungen nach Mieterwechseln etc hat sie aber nach 23 von 33 Jahren auf einer Baustelle lebend durchaus nachvollziehbar die Schnauze voll.
Eine kleine kaskadierte Lüftungsanlage mit Wärmetauscher mit wenig Dreckaufwand für Wohnzimmer, Bad, Küche hab ich immer noch im Hinterkopf. Auch mein Homeoffice im Dachboden, glücklicherweise Nordseite, könnte auch eine Lüftungsanlage vertragen. Wenn ich im Winter (und auch im Hochsommer!) das Fenster nicht öffnen kann wirds in der Bude binnen Minuten stickig. Atmung einstellen und Rechner runterfahren funktioniert nicht, egal in welcher Reihenfolge. Aber ich befürchte, dass ich mit einer Insellösung nur Probleme anderweitig hervorrufe.

Steckenpferde sind schön und gut, da steckt dann Herzblut dahinter. Aber man wird gern betriebsblind und auf das eine fixiert. Pitt ist da schon ein knallharter Rechner, "first things first" ist auch richtig. Aber eine Lüftungsanlage ist schon ein Eingriff, der wohlüberlegt sein muss. Wenn man sich dann im Vorfeld bereits mit anderen Arbeiten den benötigten Platz verblödelt hat, dann legt man damit die Hemmschwelle unnötig höher. Irgendwann fiel mal bei uns am späten Abend der Satz. "Eigentlich müsste man eine Wohnung um ne Lüftungsanlage und Sanitäsinstallation herum bauen. Wie beim Menschen, da hängt auch alles an Atmung, Kreislauf, Ernährung und Entsorgung, der Rest ist untergeordnet." Wie weise diese Worte waren, war uns zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst :prost2:
Meine Ebay-Kleinanzeigen. Forenpreise auf Anfrage. Biete auch Tauschbörse für Givi-Kofferschließungen

Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Moin Ehemänners,

kurzes Intro zum Done-Haus:
Soviel Dreck fällt da doch nicht an. Kontrollierte
Kaskadenlüftung OHNE Wärmetauscher, aber
mit Abluftnutzung (warm, feucht, methanhaltig,
doppelburbs ...).
a) Kleine einstellbare Zuluftschlitze in Wohn- und
Schlafzimmer. Gibt es zur Nachrüstung für die
vorhandenen PVC-Fenster-Profile.
b) Abluft aus Küche und Bad Richtung Keller (da
findet sich ein Weg auch ohne Dreck. Notfalls über
Ost-Aussenwand, da da ja später sowieso Dämmung
drüber muss.)
c) Im Keller die Abluft durch die stillgelegte WW-WP,
und zwar im Try-Error-Modus 10, 15 oder 20 Minuten
pro Stunde. Es gibt dann also KEINE vorgewärmte
Zuluft, aber vorgewärmtes Duschwasser.
"Same same, but different."
d) Eines Tages, später, (und vielleicht wird dieser Tag
nie kommen ...) Entschärfung der Balkonwärmebrücke
durch Verglasung. Wintergarten für Arme. Notfalls auch
nur temporär im Winter durch dicke Folie mit Ösen auf Maß.
Braucki aus der Delta-Einflugschneise hat sowas realisiert,
für kleines Geld. Das ergibt solar vorgewärmte Frischluft.
"Win win, but billig"

Alles zusammen KONTROLLIERTE Lüftung
als Basis-Hintergrund-Sauerstoff-Versorgung.
Luftmenge ist regulierbar (über PVC-Ventil und WP-Betriebszeit),
Luftrichtung ist realisierbar (von den "sauberen" Räumen in die
"dreckigen" Nasszellen-und-Kochnischen),
Wärmerückgewinnung ist auch möglich (über ohnehin
vorhandene WW-WP).

Hau rein.
Alles für den Dackel,
alles für das 1,5-Grad-Ziel.

Dax-Pit
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tybrin
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von tybrin »

Oh Pitt, wie du recht hast.
Je dichter ein Haus wird, desto wichtiger ist die Lüftung. Ich habe mir vor geraumer Zeit dass von dir empfohlene CO2 Messgerät gekauft und bin gerade dabei eine Kaskaden Lüftung zu realisieren. Ich habe mich lange damit beschäftigt . Ich kann nicht die benötigten Volumenströme berechnen. Außerdem wollte ich keine langen Lüftungskanäle haben. Unser Haus ist in Hanglage halbgeschössig versetzt gebaut. Da drängt sich eine Kaskaden Lüftung auf. Es sind nur wenige Kernbohrungen nötig. Das Treppenhaus dient dem Ablufttransport. Die benötigten Luftströme werden durch messen von CO2 und Luftfeuchte im Itterations Verfahren optimiert.
Einen eigentlich für die Einlieger Wohnung gebauten Wärmetauscher werde ich doch für die Hauptwohnung nutzen.
Es ist nicht nur die Einsparung interessant, sondern auch die Verbesserung der Lebensqualität. Auch lüftet sonst niemand bei uns so oft wie es nötig wäre. Denn je dichter das Haus, desto öfter muss gelüftet werden.
LG
Tybrin
Wave------------------- lieber Endorphin statt Adrenalin :D

Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Moin Tybrin,

genauso ist es: Langsam herantasten über
CO2-Gehalt oder Luftfeuchte-Wert.
Kann man Lüftzentrale selber bauen ("Pit-125 DIY"
anstatt "Paul-200 DC"), dann darf man auch zwei
dezentrale Kaskaden-Luftströme realisieren, mit
entsprechend kleineren Kanalgrössen. Hier zB.
Erdgeschoss (mit WRG im Keller) und später
Dachgeschoss (mit WRG im Speicher). Party-Modus
braucht man nicht, dazu darf man ruhig mal 5 Minuten
die Fenster öffnen.
Eine 80%-Lösung für 500,- Euro ist besser als
eine 99%-Lösung für 5.000,- Euro.

Wenns hier wärmer wird, bauen wir Bruders Passivhaus
wieder zusammen. Danach komm ich maa vorbei, und
beim Schwimmen in der Sieg bereden wir Regenwasser-
Nutzung und Abluft-Wärmerückgewinnung. Derweil
lötet mein Bruder Raspberrys um zu L-WRG-Steuerungen.

Alles für den Dackel,
alles für das Haus.
Weiter-frag-die-Maus,

Jugend-Forsch-Pit
(Hier gibt es Löt- und Sauf-Geschichten:)
https://www.wdrmaus.de/filme/sachgeschi ... vhaus.php5
Den jährlichen Flug über den Indik (13 to. CO2) kann man weder
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Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Nochmals zurück zum HAGE-Haus:
Dachgeschoss ist ungeklärt. Lüftung noch
in der Prüfung. 1.1er-Glas bleibt. Und Hinter-
Luft-Füllung ist beschränkt auf wenige Zentimeter.

DÄMMSTOFF-DIMENSIONIERUNG
====================
Was ist aber mit dem Keller? Wir gehen mal von
folgenden Daten aus: Kellerhöhe enorm, also Einbau-
Tiefe praktisch unbegrenzt. Irgendwo verlaufen Rohre.
Münsterland kostet "oben" 6 Liter je QM-U-Wert. Die
Kosten im Keller also hälftig bei 3 Liter HÖÄ, hier im
Beispiel zu 1,25 Euro je Liter...

Betondecke, ungedämmt, U=1, also IST-Verbrauch
3 Liter je QM pro Jahr.
Unter der Annahme, dass man in 8-cm-Schichten
arbeitet, und dass eine Platte EPS mit Kleber 7,50
Euro kostet (WLG 040), ergibt sich...
1. Schicht (Sum=08cm) U= 0,33; 2,50 Euro Einsparung pa. (R-o-I: 3 Jahre)
2. Schicht (Sum=16cm) U= 0,20; 0,50 Euro Einsparung pa. (R-o-I: 15 Jahre)
3. Schicht (Sum=24cm) U= 0,14; 0,25 Euro Einsparung pa. (R-o-I: 30 Jahre)

Wir sehen also, dass jeder weitere Zentimeter weniger spart.
Und dass irgendwo ab Zentimeter 20 (im Keller) kaufmännisch
ein Limit auftaucht. Das Return-of-Investment kommt erst NACH
Lebensende vom Bauteil (oder Bauherr). Deshalb also bloss nicht
dämlich dämmen: Nicht zu wenig, und nicht zuviel.

An der Aussenwand gibt es folgende Faustregeln:
10 cm EPS = Mindeststandard nach ENEV-2002, viel zu wenig,
schade um den Kleber.
20 cm EPS = Absolutes Minimum, damit es sich überhaupt lohnt.
30 cm EPS = Grüner Bereich, zumal wenn Energiepreise steigen.
40-minus-X = Kaufmännische Grenze versus reine Energiekosten...
40-plus-minus = Passiv-Haus-Standard, um auch Heiz-Gerät einzusparen.
40-plus-X = Energetische Grenze versus Herstellung (dieser letzte
Zentimeter kostet in der Herstellung MEHR graue Energie, als er je
im Bauteil-Zyklus einsparen wird)

Soweit alles klar?
Die dicken Leichen liegen im Keller!!!
Hinterm Klinker verwesen nur tote Mäuse...

Weiterermitteln,

Tatort-Reiniger-Pit
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harryguenter
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von harryguenter »

EPS? Das ist was der Laie Styropor nennt?
Gibts nen Grund für die Empfehlung? Der Preis um die 10 Eur pro qm?

bislang hatte wegen Feuer und Feuchteschutz über die hier nachgedacht, kostet allerdings auch mind. das doppelt https://www.rockwool.com/de/produkte/pr ... erprogramm

Schwer entflammbar vs. nicht entflammbar... hm...

Also unbegrenzt ist meine Decke nicht. 2,25m hoch. Aber ich kann halt auf ein paar Centimeter verzichten. Ich wäre mal so bei 8-12cm gedanklich gewesen.

Mal rein praktisch gefragt, weil die Videos der Baustoffhersteeller diesen Part immer aussparen:
Muss ich die Lampen vorher tiefer setzen, und wenn ja wie arbeite ich da die Dämmung dran/drunter?
Bleiben die unverändert, dann wäre bei 8-10cm Schluss, sonst wird dunkel...

Was meinst Du mit Außenwand? 20cm Styropor vollflächig auf der Innenseite der Außenwand verkleben? Auch nicht unproblematisch weil da doch die ein oder andere Installation dran ist.
Lohnt das überhaupt ungeheizte Ræume nach außen abzudämmen

Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Moin HG,

das "EPS" ist KEINE Empfehlung. Auch ist der Preis
nicht aktuell ermittelt. Es ging mir nur in beiden
Beispielen (Keller-Unterseite, Hauswand-Aussenseite)
darum, darzulegen welche WD-Stärken sinnvoll sind.
Im Keller würde ich auch nur Rockwool verbauen, oder
einen Streifenmix aus RW, EPS und was sonst noch.

Energetisch sinnvoll bleibt dein Keller bis 14 ... 16 cm.
Ja, die Lampen muss man runterhängen oder direkt
umsetzen an die Wand (statt an der Decke). Ich werde
das gleiche Problem haben, bekomme aber nur 6 bis 8
cm unter die Decke. Nicht genug Kellerhöhe da ! Statt-
dessen werde ich die Hälfte vom Keller mit XPS-Platten
(10cm) von aussen dämmen und wasserdicht machen.
Das ist ausgebautes Zeugs aus Bruders Haus, Sommer
2021 mit Düsselwasser getauft. Die andere Hälfte ist
von aussen kaum dämmbar (Kelleraussentreppe, Terrasse).

"Aussenwand" im og. Beispiel meint die obererdige Mauer.
Also dort, wo 6 Liter HÖÄ pro U-QM durchgehen. Auch dafür
ist EPS nur ein bildhaftes Beispiel. Das alles hat mit deinem
Haus nichts mehr zu tun, da dorten ja nur die Hinterluft Platz
anbietet.

Weiter-Urban-Mining,

Resteverwerter-Pit
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harryguenter
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von harryguenter »

Mal ne Frage in die Runde:
Heizt jemand sein Warmwasser mit einem Heizstab, und kann dafür im Sommer die Zentralheizung (Gas/Öl/?) abschalten?
Ist es bei einer Gasheizung überhaupt sinnvoll diese Monatelang außer Betrieb zu nehmen?

Meine Überlegung:
Mein 20 Jahre alter Wasserspeicher (Viessmann Vitocell 100 mit 200 Liter) ist "falsch verrohrt" wie Pitt sagen würde (kein Thermosiphon). Zudem haben die kleinen unter 300l von Viessmann nicht die Möglichkeit einen Heizstab einzubauen. Es gibt Bastellösungen die man da dranbauen kann (aber eigentlich nicht selber darf, genausowenig wie Lampen versetzen) nur im Gegensatz zu Elektrik bin ich bei Klempnerarbeiten bislang nicht allzu rühmlich gewesen.
Deshalb die Idee den gegen einen neuen tauschen, der einen Heizstab aufnehmen kann. Am besten wäre dieser regelbar von 1-3kW und würde an eine schaltbare Steckdose angeschlossen, die per Smarthome bei PV Überschuss freigeschaltet wird. Zusätzlich Anschluss der Gasheizung für die Monate Okt-Apr. Später wenn die Gasheizung mal den Geist aufgibt (oder Gas zu teuer wird) dann Ersatz durch Wärmepumpe oder Stromdirektheizung - je nachdem was da oppurtun ist und wieviel Energie ich dann noch brauche.
In den Sommermonaten erzeuge ich genug PV Überschussstrom (Mai bis September) für den ich keine Verwendung habe. Der wird zwar noch gut vergütet, aber selbst eigengenutzt bekomme ich noch Geld aus der Einspeisevergütung. Und die Gasheizung mit Ihrem Konstantstromverbrauch wäre aus.

Deshalb die Frage:
1.) Macht das jemand so ähnlich?
2.) Schade ich der Gasbrennwerttherme durch temporäre Stilllegung von Mai bis Sep?
3.) Kann ich den Warmwasserspeicher später auch für eine Wärmepumpe verwenden, oder haben die spezielle Speichertypen?

harryguenter
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von harryguenter »

Zusatzfrage zu Wärmepumpen (Luft Wasser WP)
Ich habe gelesen, dass man diese möglichst wenig "takten" soll, d.h. das der Kompressor möglichst selten an und ausgeschaltet werden soll. Deshalb sind moderne WP wohl auch "modulierend", d.h. sie regeln intern von etwa 2kw auf ihre max. Leistung. Bei geringer Leistungsanforderung also zuerst runterregelnd bevor ausgeschaltet wird. Im Idealfall laufen sie im Winter mehrere Tage durch und springen im Sommer nur alle 2, 3 Tage mal fürs Warmwasser an. Wäre es vor diesem Hintergrund sinnvoll diese im Sommer auch stillzulegen wie oben beschrieben und mit dem Heuzstab zu heizen?

Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Moin HG,

du kannst den Gasbrenner ganz ausschalten.
Was sollte da passieren? Das kurzfristige Starten
im Sommerhalbjahr, nur für WW, ist sogar kontra-
produktiv und senkt den Gasverbrauch auf 66%
Wirkgrad im Sommerbetrieb. Ausserdem geht
vermutlich der Brennwert-Effekt in die Knie,
also noch weniger Wirkgrad. Das könnte man
sogar am sommerlichen Kondensat der Heizung
ablesen.

Du hast zwei Alternativen für den Sommer:
Den 200-Liter-Alt-Tank belassen, und DAHINTER,
zwischen Tank und Badezimmer, einen solartauglichen
Elektro-Durchlauferhitzer installieren. Oder einen neuen
Tank mit 300 bis 400 Liter installieren, gescheit verrohren,
und sommers mit PV-Strom versorgen. Plus winters über
die alte Gastherme, solang das Gerät noch läuft und Gas
bezahlbar bzw. verfügbar ist. Dann noch zusätzlich den
E-DLE in Badnähe, als Option, und du sparst dir die
Zirkulationspumpe.

Tanks für WP-Einspeisung haben vermutlich grössere interne
Wärmetauscher, damit die WP mit niedrigen Temperaturen in
bestimmter Zeit noch ausreichend Wärme in den Tank bekommt.
Bei Solar-Thermie-Anlagen kann der Wärmetauscher (WT) kleiner
ausfallen, da aus den Kollis, je nach Solarzirkulations-Speed,
Einspeisung bei 60 bis 80 Grad erfolgen kann.

In beiden Fällen obacht: Du hast kalkhaltiges Wasser?
Dann nur WTs aus Glattrohr. Rippenrohr als Billigvariante
erhöht zwar die Übertragungsfläche und damit die Wärme-
Einspeise-Leistung. Aber nur für ein bis zwei Jahre...
Denn die Rippen kalken gerne zu.

Ein PV-Heizstab im Wasser sollte doch automatisch vom
PV-BMS angesteuert werden? Apopo Einschraubstäbe:
Lieber direkt eine Fremdstrom-Anode als die steinzeitlichen
Magnesium-Opferanoden.

Und die Schutzverpackung des Neu-Tanks aufheben.
Der obere EPS-Deckel erhöht die Tankdämmung.
Und den Tank selber, falls in der Waschküche, auf
einen 4cm dicken XPS-Sockel stellen. Sonst zieht die
Tankdämmung unnötig Feuchte, und die Dämmwirkung
geht zurück, bei Zunahme der Durchrostungsgefahr.

Und...und...und...
Warmwasserversorgung ist ein
seeehr weites Feld. Frag mal dazu
Fritten-Robert mit seinem 2.000-Liter-Monster.
("Warte ich auf Sonne? Muss ich Holz anfeuern? Oder
zu Halloween kalt duschen??? Süsses oder Saures!")

Weiter-wenn-der-Gasmann-zweimal-klingelt,

Papadakis-Pit
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harryguenter
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von harryguenter »

Brett-Pitt hat geschrieben:
Mi 5. Apr 2023, 12:34
Ein PV-Heizstab im Wasser sollte doch automatisch vom PV-BMS angesteuert werden?
Wir reden von nem Wechselrichter aus 2009. Kein Bluetooth, kein WLAN, keine App. Ein Mini Display mit Klötzchengrafik und zur Anzeigenumschaltung kann man auf das Gehäuse klopfen.
Und bisher habe ich den anderen Schicki-Micki Kram auch nicht vermisst.

Seit Jahresanfang werkelt ein Minicomputer (Raspberry Pi 3) mit Home Assistant Steuerungssoftware (open Source) als Bastelprojekt. Das habe ich erst diesenWinter installiert um dem Habeck sein Gas zu sparen. Es liest den überschüssigen PV Strom aus an der Infrarotschnittstelle des Zähler und schaltet kaskadierend mehrere Funksteckdosen frei an denen eletr. Heizgeräte betrieben werden. Sobald sich ne Wolke vorschiebt oder meine Frau den Trockner anstelle (Gerät des Teufels) werden die der Reihe nach wieder deaktiviert. Im Sommer brauche ich das alles nicht, vielleicht demnächst für den PV betriebenen Heizstab.

Brett-Pitt
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Re: Fragen zur Gebäudesanierung

Beitrag von Brett-Pitt »

Moin HG,

überm Delta lacht die Sonne.
Übern FC-Bayern die ganze Welt.

Nochmals zu deinen Detailfragen zur
L-WW-WP. Es gibt eigentlich nur eine
einzige Frage: "Wozu überhaupt WP?"

Ich habe mal überschlägig deinen/euren
WW-Verbrauch kalkuliert. 20 Minuten Duschen
am 21-KW-DLE ergibt ca. 7 KWH täglich fürs WW.
Egal ob 4 Personen x 5 Minuten oder 2 Personen
x 10 Minuten oder, oder Neisse. Ich stell mich jetzt
nicht mit Stoppuhr hinter deinen Duschvorhang.
Mein Bruder hat für sich rund 1 KWH täglich ermittelt.

Jetzt kommt dazu der PV-Strom von deinem Dach.
Solarwerte nehme ich von Messstation Maastricht,
das dürfte Niederrhein bis Münsterland abdecken.
Bezogen auf deine Anlage (5 KW-peak, 30 Grad
Anstellwinkel, Südlage plusminus 15 Grad) ergibt
das eine tägliche Stromausbeute von...
11 KWH im Oktober,
06 KWH im November,
04 KWH im Dezember,
05 KWH im Januar und
09 KWH im Februar
Das kannst du ja bestimmt mit deiner Datenerfassung
überprüfen. Mit Ausnahme von Dezember und Januar
reicht dieser Strom für den WW-Tank.

In 6 Jahren endet die Einspeisevergütung.
Solange wird auch die Gasheizung funktionieren,
und die Dämmmassnahmen schreiten voran.
Ab 2030 braucht dein Haus nur noch 900 Kilo
Holz für Heizwärme, Gas ist obsolet.

Da stellen sich doch zwei Kardinal-Fragen:
Wozu eine WP für das bissken Rest-Strom rund um Sylvester?
Und was genau soll die WP leisten, wenn es doch dann (11.11.
bis 02.02.) sowieso zu kalt ist für WP-Betrieb?

Selbst unter der (abwegigen) Annahme, dass die WP täglich
aus 2 KWH Strom rund 6 KWH Warmwasser bereitet: 4 KWH
Wärmeentzug aus der Luft x 75 Dunkeltage ergibt 300 KWH,
aufgerundet 150 Euro Ertrag pro Jahr. Selbst falls die WP also
20 Jahre lang völlig störungsfrei läuft, und mit Wirkgrad 1 : 3
werkelt, wären das 3.000 Euro für gesparten Strom.
Gibt es solch eine WP für 3.000 Euro zu kaufen?

Bäck to the basics:
Gas auslaufen lassen,
mit Brennholz ergänzen,
PV-Strom in 300-Liter-Tank,
und für kleines Geld eine
DIY-Lüftungs-Lösung.

Was nicht da ist, kostet nichts,
und kann auch nicht kaputtgehen.
Weiterreduzieren,

Downsize-Pit
Den jährlichen Flug über den Indik (13 to. CO2) kann man weder
mit Eigenstrom-Auto noch mit Nullenergie-Haus kompensieren !!!

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