Karl Retter hat geschrieben: ↑Di 23. Jul 2024, 21:15
ich kann dir mal das Video von Genscher und Baker zeigen wo Genscher über die Nato Osterweiterung spricht.
1962 Kubakrise war für mich Zäsur. Die Amerikaner hatten Recht. Wer will schon Atomwaffen vor seiner Haustüre haben.
mehr bei einem persönlichen Treffen.
Gruß Karl
Und? Die bekannten Aussagen von Genscher sind juristisch völlig irrelevant. Denn abgesehen davon, selbst wenn es schriftliche Zusagen gegeben hätte, die NATO nicht Richtung Osten zu erweitern, würde das völkerrechtlich niemals einen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine legitimieren. Abgesehen davon gab es solche Zusagen nie schriftlich, auch mündlich gab es nie eine solche verbindliche Zusage.
Und davon abgesehen, wenn Du Dich (so wie ich) mit dem Thema IN den osteuropäischen Ländern, die der NATO in den vergangenen Jahrzehnten beigetreten sind, näher beschäftigt hättest, dann wüsstest Du, dass der Beitritt durch diese Länder erfolgt ist, WEIL genau diese Länder (Polen, CZ, SK, die baltischen Staaten, etc ...) WUSSTEN, dass von Russland eine Gefahr ausgeht und man russischen Zusagen eben nicht trauen kann. Die waren, anders als der Westen, nicht so naiv, Russland bzw. Putin zu vertrauen und haben deshalb aktiv den Schutz der NATO gesucht. Ohne diesen Schutz würde sich Russland auch die baltischen Staaten rasch wieder einverleiben, deren NATO-Mitgliedschaft ist der einzige Garant für die Souveränität von Estland, Lettland und Litauen.
Deine Sichtweise als Wahrnehmung Deines Rechts auf Meinungsfreiheit in Ehren, aber sie ist die typisch deutsche, wohlstandsverwahrloste und auch ignorante Sicht der Dinge. Sprich mal (so wie ich das seit Jahren tue) mit Menschen in Polen, Lettland, LItauen oder Estland, die Mehrheit der Menschen dort ist FROH über die NATO, vor allem in jener Generation, die das Diktat Moskaus noch erlebt hat. Ebenso in Tschechien, der Slowakei oder Rumänien. Dort schüttelt man über das, was viele Deutsche und ihre Politiker von sich geben, fassungslos den Kopf und sagt immer wieder offen: "Wie kann man so dumm und naiv sein? "
Zu den Hardfacts der NATO-Osterweiterung zählt im Übrigen auch, dass Russland 1997 schriftlich anerkannte, keinerlei Vetorecht gegenüber der NATO-Mitgliedschaft anderer Staaten zu haben. Im Gegenzug erhielt Moskau die Zusage der NATO, dass in neuen (östlichen) Ländern keine Atomwaffen stationiert werden. Die NATO hat sich daran gehalten. Wobei das völlig irrelevant ist, denn natürlich könnten auch von Atomwaffen (rein theoretisch) von "alten" NATO-Staaten aus russisches Staatsgebiet erreichen. Folglich darf JEDES Land, das möchte, egal ob es an Russland grenzt oder nicht, NATO-Mitglied werden. Russland hat dies anerkannt. Rechtlich bindend. Aber wie Putin mit rechtlich verbindlichen Zusagen seines Landes umgeht, hat er mehrfach bewiesen: Immerhin hat Russland auch zugesagt, die Ukraine in den Grenzen von 1994 anzuerkennen und diese Zusage mehrfach gebrochen: Besetzung Ostukraine und Krim 2014, völkerrechtswidriger Überfall im Februar 2022 ... Putin kann man genau so wenig vertrauen wie einem gewissen deutschen Diktator in den 1930er Jahren ... Die Länder Osteuropas, die der NATO genau deshalb beigetreten sind, wussten und wissen das - während der Westen bis zum FEbruar 2022 so dämlich war, Putins Russland zu hofieren und alle Warnzeichen zu ignorieren.
Davon abgesehen ist dieses Geschwätz von der "Bedrohung Russlands" durch die NATO reine Kreml-Propaganda. Wer die glaubt, sollte mal zum Psychologen gehen und/oder aufhören, Sarah Wagenknecht, AfD oder diverse Putin-Telegram-Kanäle zu konsumieren, nicht böse sein.
Russland war seit dem Endes des Zweiten Weltkrieges von NIEMANDEM tatsächlich bedroht, denn seit Napoleon und Hitler weiß JEDER Staat, dass Russland, das größte Land der Erde, uneinnehmbar ist. Und davon abgesehen, hätte auch kein westliches Land jemals Interesse gehabt, in Russland einzumarschieren.
Übrigens, aller Kreml-Propaganda (die auch von AfD und diversen linken Gruppierungen brav als nützliche Idioten verbreitet wird) zum Trotz fühlt sich Russland de facto nicht einmal selbst bedroht. So waren während des Ukraine-Krieges lange strategische Langstreckenbomber auf einem Stützpunkt nahe der finnischen Grenze stationiert und hätten von dort aus problemlos von Raketen des "bösen kriegstreibenden Westens" (was natürlich ebenso völliger Verschwörungsunsinn ist wie die angebliche Zusage des Westens, dass es keine NATO-Osterweiterung geben würde) erreicht werden können. Jemand, der sich tatsächlich "bedroht" fühlt, stellt wichtige strategische Bomber definitiv NICHT in Reichweite gegnerischer Raketen auf. Nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, dass dieses Gerede von der "Bedrohung durch den Westen" völliger Schwachsinn ist. Russland und sein Diktator wissen sehr gut, dass Russland absolut uneinnehmbar ist und auch kein westlicher Staat diese Absicht hatte oder hat.
Wie gesagt, ich befasse mich als Buchautor und Fachjournalist für Luftfahrt und Militär seit vielen Jahren (bzw. Jahrzehnten) beruflich intensiv u. a. mit diesem Thema und beurteile rein die Hardfacts, auch juristischer Natur (wobei ich im Zuge meiner Recherchen auch seriöse juristische Fachleute konsultiere), und bin erschüttert, dass immer noch Leute auf die Kreml-Narrative hereinfallen - wobei es psychologisch schon spannend ist. Je weiter westlich, desto mehr glauben die Leute die Verschwörungsmärchen der Kreml-Propaganda, je weiter östlich, also in jenen Ländern, die Jahrzehnte unter Russlands Diktat gelitten haben, desto weniger Menschen glauben den Unsinn. Sollte den Menschen im Westen eigentlich zu denken geben und dazu führen, dass sie auf jene Länder hören, die aus eigener Erfahrung über den "Segen des Moskauer Diktats" sprechen können.
Jetzt sollten wir aber wirklich zum Thema Motorrad zurückkommen.
LG aus Wien
Papaki